Zero-Untergrund
or a Hole in the Ground is a Room Without a Roof
Ausgehend von dem Jahresthema With a Keen Sense of Crisis bauen wir im Masterentwerfen Zero-Untergrund or a Hole in the Ground is a Room Without a Roof auf die Antriebskraft, die aus Krisen erwächst. Wir untersuchen und verwenden sie für die Architektur als Handlungsinstrument der Transformation um eine neue Zukunft zu visionieren.
Der European Green Deal fordert alle Bereiche menschlichen Handelns auf, innovative Konzepte für ein klimaneutrales Europa zu entwickeln. Unsere Disziplin, die Architektur ist seit Ursula von der Leyens Aufruf zu einem neuen kollektiven Aufbruch mit dem Begriff der Bauwende konfrontiert und dazu aufgefordert, Lösungsansätze zu finden. Diese Bewegung ist nicht neu, aber die Perspektive darauf hat sich verändert. Das Ressourcenproblem ist uns spätestens seit den Energiekrisen der 1970er Jahre und den damit verbundenen Nahostkonflikten bekannt, die bis heute das Bauen und die Architektur beeinflussen. Diese neue Sichtweise bringt auch eine neu formulierte Verantwortung mit sich – die Dekarbonisierung.
In Österreich entfallen auf jeden Einwohner 192m² Verkehrsfläche, das ist das Vierfache der verfügbar Wohnfläche von 47 m² pro Person! In den Städten sieht es zwar besser aus, doch selbst eine Verteilung wie aktuell in Innsbruck von 1:1 ist noch lange nicht ausreichend.2
Vor diesem Hintergrund untersuchen wir das Erbe der modernen Stadt und machen es uns für eine neue Zukunft nutzbar. Städte deren wichtigste Planungsparameter das Auto und der Individualverkehr waren, haben sich in unser Verständnis des Zusammenlebens eingeprägt. Einst Symbole für Technologie, Fortschritt und individuelle Freiheit, bergen sie heute ein enormes räumliches Potenzial für eine neue Stadtvision – die öffentlichen Tiefgaragen.
“Hybrid Cars, Mexican Wrestlers und Cybertruck am besten von Tesla – We can talk about everything” (Nahuel Huapi, Bilderbuch 2022). Aber jetzt steigen wir aufs Gas und werfen das Auto aus der Garage. Denn so schwer es uns fällt, wir müssen unsere petromaskulinen3 Neigungen endlich überwinden.
Unterirdische Parkgaragen nehmen oft mehr bebaubare Fläche in Anspruch als die darüber liegenden Gebäude. Sie bieten für die Entwicklung einer Stadt ein erhebliches räumliches Potenzial. Mit ihren großen, offenen Etagen und robusten Stützenkonstruktionen sind sie ideale Räume für adaptive Wiederverwendung. Diese Räume können in grüne Oasen, pulsierende Clubs, lebendige Kulturzentren, inspirierende Kunstausstellungen, Open-Air-Kinos und mehr umgewandelt werden.
Zero-Untergrund or a Hole in the Ground is a Room Without a Roof ist neben einer Strategie des Neubauens vor allem auch ein Konzept des Rückbaus.
Eine echte Transformation braucht neue Ansätze, sie braucht Vision und Intention, sie muss provozieren und sie muss die Welt verändern. Nur so kann aus einer Bauwende auch eine Architekturwende erwachsen, um den krisenhaften Zustand in einen lebenswerten und schönen umzubauen.
Das Entwurfstudio startet am Donnerstag, dem 03.10.2024 um 14:00 und findet dann jeweils am Donnerstag ab 10:00 Uhr am ./studio3 statt.
1 https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de
2 VCOE, vcoe.at
3 Petromaskulinität (von englisch petromasculinity, abgeleitet von Petroleum = Erdöl, und Maskulinität = Männlichkeit) beschreibt die Verknüpfung von weißer, hegemonialer Männlichkeit mit einem Festhalten an fossilen Brennstoffen, Klimawandelleugnung und Autoritarismus. Der Begriff petro-masculinity stammt von der amerikanischen Politikwissenschaftlerin Cara Daggett, die ihn 2018 verwendete, um meist männlich geprägte, autoritäre Gegenbewegungen zum Klimaschutz zu erklären. Laut Daggett soll neben wirtschaftlichen Faktoren auch eine als bedroht empfundene Männlichkeit eine Rolle bei Gegenbewegungen zum Klimaschutz spielen. Insbesondere weiße Männer könnten dazu verleitet werden, ihre kulturelle Identität an fossile Energien zu knüpfen, um verloren geglaubte Männlichkeit und Dominanz wiederzuerlangen. Infolgedessen würden Maßnahmen zum Klimaschutz als Bedrohung der eigenen Identität angesehen und bekämpft. Auf gesellschaftlicher Ebene kann der Aufstieg Donald Trumps diesem Phänomen mit zugerechnet werden, der in seinem Wahlkampf Werte traditioneller Männlichkeit mit einer Verherrlichung fossiler Energien verband. https://de.wikipedia.org/wiki/
Ziel:
Im Rahmen des Masterstudios wird im Wintersemester an individuellen Einzelprojekten gearbeitet, welche die Raumressource Tiefgarage untersuchen und im Sinne der Architekturwende in neue Räume transformiert.
Organisation:
Wir treffen uns zu wöchentlichen Studiotagen, an welchen wir vor Ort in unterschiedlichen Formaten arbeiten und die Projekte diskutieren werden.
Das Kickoffmeeting findet am 03.10. um 14:00 Uhr am studio3 statt.
Zeitplan:
17.10.2024 Pin Up gemeinsam präsentation der Garage als Modell und interessantes Footage der Umgebung – erste Überlegung
24.10.2024 Desk Crits (first comes first serves Prinzip)
31.10.2024 Pin Up
07.11.2024 Desk Crits
14.11.2024 Pin Up
21.11.2024 Midreview
28.11.2024 Desk Crits
05.12.2024 Pin Up
12.12.2024 Work in Progress Ausstellung vor den Weihnachtsferien mit Garagenumtrunk
Frohe Weihnachten und Happy New Year
09.01.2025 Pin Up
16.01.2025 Desk Crits
23.01.2025 Pin Up
30.01.2025 Finals
jeweils ab 10:00 Uhr