„Störfaktoren” – Strategien zur Stadtreparatur
Im diesjährigen Sommersemester untersuchen wir architektonische Störfaktoren als
strategische Interventionen, die durch gezielte Störung und Neukonfiguration
bestehender Strukturen ihr transformatives Potenzial entfalten. Diese Eingriffe sollen
neue Räume öffnen, ungeahnte räumliche Situationen sichtbar machen oder durch die
Auflösung konventioneller Ordnung alternative Nutzungsmöglichkeiten anbieten.
Zielsetzung:
Wir entwickeln architektonische Konzepte, die soziale Ausgewogenheit und
Nachhaltigkeit fördern, indem sie Problemstellen der Stadt identifizieren und durch
gestalterische Eingriffe transformieren.
Ziel ist es, neue Räume für Menschen und der Partizipation zu schaffen, die das urbane
Gefüge bereichern.
Arbeitsweise:
Die Stadt Innsbruck dient als Experimentierfeld. Im Fokus stehen Lücken, Ritzen,
Leerstellen und vergessene oder unserer Ansicht nach falsch besetzte Orte. Wir spüren
diese Orte auf, analysieren ihre räumlichen, atmosphärischen und sozialen Qualitäten
und entwickeln darauf aufbauend Interventionen, die die Stadtlandschaft neu
interpretieren.
Methodik:
Wir interpretieren die R-Strategien und machen sie uns als Strategien zur
Stadtreparatur zu eigen
- Erkunden von zu reparierenden Stadtszenen
- Durch additives, subtraktives oder transformatives Eingreifen und Verwenden von
Bestehendem werden vorgefundene Strukturen infrage gestellt - RRRR: Nutzung vorhandener Materialien, Bauteile, Architekturzitate- und
Bestandteile, industrieller Relikte und Infrastrukturfragmente für neue
Kompositionen - Narrative Raumgestaltung: Durch gezielte Inszenierung von Atmosphäre und
Raum soll eine neue urbane Ordnung entstehen. - Theoretische Referenzen: Analyse des „Adhocist Manifesto“ von Charles Jencks
sowie die Prinzipien von Marcel Raymaeker als Pionier der Zirkularität.
Erwartete Ergebnisse:
Wir entwerfen räumliche Interventionen – temporär oder permanent –, die als
Reparaturmaßnahmen für die Stadt verstanden werden können. Die Ergebnisse sollen
nicht nur gestalterisch überzeugen, sondern auch gesellschaftliche, ökologische und
kulturelle Mehrwerte generieren und als Reparaturraumordnung gesamthaft
zusammenfinden.
Schlagwörter:
Störfaktor, Störung, Glitch, Lücken, Leerstellen, Potenziale, Add-ons, Spektakel,
Rückzug, Flächenrecycling, Leerstand, human scale, Assemblage, narrative Architektur.
Input zum Thema „Wettbewerbsausschreibung Kunst im öffentlichen Raum 2025“
“Eine Störung bezeichnet die Verschiebung einer Ordnung, eine verursachte Veränderung von
Struktur, von Gleichgewicht, eine Beunruhigung, die sich in der Oberfläche
dokumentiert.“ Esther Kinsky in Störungen
Störungen als oftmals unliebsame Beeinträchtigungen und Fehlstellen sind ein unvermeidlicher
Teil unseres Lebens. Wenn sie sich vermeintliche Lücken und Leerstellen zu eigen machen,
können Störungen auch als konstruktive Kraft gelesen werden.
Sie agieren im Verborgenen und werden oftmals erst in jenen Momenten evident, in denen sie
sich selbst zu erkennen geben. Als Methode der Unterbrechung bestehender Ordnung können
Störungen zu einer Notwendigkeit werden, indem sie systemische Missstände und Fehler
sichtbar werden lassen.(…) Auszüge der Wettbewerbsausschreibung Kunst im öffentlichen
Raum 2025 (siehe https://www.koer-tirol.at/ausschreibung/2025)
Bildrechte: Pia Sandner