ÖKOFIKTION
[ˈøːko fɪkˈt͡si̯oːn]
Im Sinne des diesjährigen Jahresthemas “a keen sense of crisis” beschäftigen wir uns in dieser Übung mit Fiktionen und Narrationen, die unter dem großen Begriff der Ökologie und der Krise angesiedelt sind.
Klassisch geht man davon aus, dass sich das Fiktive in einem Narrativ außerhalb des Realen befindet – jedoch speist sich das Fiktive aus dem Realen, aus Wahrscheinlichkeiten und (gebrochenen) Konventionen. Fiktionen ermöglichen uns, zu planen, reale Bedingungen neu zu interpretieren und transformative Momente im Alltäglichen zu finden. In ÖF widmen wir uns einer künstlerischen Recherche, in der wir Ausgehend von “einfachen” Begriffen Assoziationsketten bilden und Assemblagen von Bildern, Materialien, Theorien und Geschichten “komponieren”. Wir streifen durch Pop-, Kunst-, Architektur-, Film- und Theorie- Landschaften, sammeln ein und bilden Knoten.
Durch das Fügen und in Beziehung setzen von Bildern wollen wir inhaltliche, ästhetische und affektive Naheverhältnisse zwischen ihnen erforschen und die Bilder zwischen den Bildern entdecken. Sorgfältiges Sammeln und Synthetisieren von unterschiedlichen Medien soll uns zu einem Narrativ für mögliche Architekturen führen. Dabei arbeiten wir wie Gärtner:innen, nicht wie Architekt:innen. – wir sammeln, kultivieren, arrangieren, pflegen und beobachten.
Der Begriff des Narrativs dient uns dabei als Gegenmodell zur Idee des Konzepts. Während Konzepte als Ordnungsprinzipien von einer übergeordneten Idee ausgehen und oft starr und selbstreferenziell sind, lässt das Narrativ Raum für Flexibilität und Vielschichtigkeit. Dadurch entsteht das Potenzial auch Widersprüchliches und Fremdes zu einem Ganzen zu arrangieren.
Sinn der Übung ist es, eine prozesshafte Methode der Recherche (und des Entwerfens) zu erlernen, die einen synthetischen Ansatz der Themen-, Form-, Material-, Atmosphären- und Programm- Findung bildet. Oft stehen wir vor dem Problem, dass unser recherchiertes Material losgelöst von der Entwurfsarbeit entsteht und der Schritt in den Entwurfsprozess, angefüttert mit Wissen, schwer fällt. Im Kontext des Curriculums kann das Seminar als Baustein zur Themenfindung der Masterarbeit dienen. Wir verbinden klassische Recherche mit Film, Animation, Sound, KI und Bildmontage. Die Einzelarbeiten sollen am Ende des Semesters in einer Ausstellung als Videoarbeiten präsentiert werden.
“It matters what matters we use to think other matters with; it matters what stories we tell to tell other stories with; it matters what knots knot knots, what thoughts think thoughts, what descriptions describe descriptions, what ties tie ties. It matters what worlds make worlds, what worlds make stories.” [1]
[1] Donna Haraway, Staying with the Trouble, Duke University Press, 2016, S. 17
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Die Einführung findet am Freitag, 11.10. um 12:00 Uhr am ./studio3 statt.
Alle weiteren Termine werden bei der Einführung besprochen.