SAMPLE MINDS Sampling und Assembling in Kunst und Architektur
This course will take place biweekly at the seminar room of the ./studio3 at the 2nd floor.
Calendar: First meeting on 13.10.2022, 17.00h
“… schön wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch”
Lautréamont, Die Gesänge des Maldoror
Collage und Assemblage sind seit der Moderne, insbesondere seit Dadaismus und Surrealismus, integraler Bestandteil von Kunst und Architektur. Sie begründen neue ästhetische Verfahren und reflektieren darüber hinaus industrie- und medienkulturelle Phänomene. Mit der industriellen Revolution und der seriellen Reproduzierbarkeit von Waren und Bildern entsteht ein sowohl spielerischer als auch kritischer Umgang mit massenmedialen Ding- und Bildwelten. Das Diktum der französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – hat sich längst auf Maschinen, technische Medien und Kommunikation übertragen und bedeutet heute die universelle Verwendung (Freiheit), die beliebige Austauschbarkeit (Gleichheit) und die allgemeine Kompatibilität (Brüderlichkeit) von Bauteilen und Codes.
Alles ist 08/15. Normen und Standards prägen unseren Alltag. ISO- und DIN-Normen bilden die Grammatik der Dinge. Von Bauteilen und Bauordnungen, Waren und Dienstleistungen über Prozesse und Verfahren bis hin zur Kommunikation wird unser Leben von Normen und Standards reglementiert. Standards und Normen sind gleichzeitig Segen und Fluch. Ohne sie keine moderne Ökonomie, keine serielle Massenproduktion, kein Internet. Sie bilden das eigentliche Kapital des Kapitalismus, die Voraussetzung für Wohlstand und Wachstum. Aber hören wir Musik oder mp3, haben wir eine Meinung oder sampeln wir Meme, bauen wir Häuser oder kompilieren wir die Bauordnung?
Im Sinne von Collage, Assemblage und Bricolage wollen wir Normen und Standards lustvoll gegen den Strich kehren und künstlerisch (um)gestalten. Wir wollen sampeln und assemblieren, das Inkommensurable mit all seinen Brüchen und Widersprüchen feiern und heterogene Artefakte schaffen, um der Divergenz der Welt eine Form zu schenken.