Kürzlich stellten wir uns noch die Frage, inwieweit eine posthumane Wahrnehmungsstrategie, die den Menschen gezielt aus dem Zentrum der Betrachtung rückt, den Entwurf des architektonischen Raums beeinflusst. Heute, konfrontiert mit einer Pandemie, müssen wir uns die Frage stellen, wie, wo, ob und in welchen Räumen, wir uns zukünftig überhaupt noch begegnen.
Mit „How will we live together“ fordert der Kurator Hashim Sarkis im Kontext der Architektur Biennale 2020 in Venedig angesichts zunehmender politischer Spaltungen und wachsender wirtschaftlicher Ungleichheiten die Architekten auf, sich Räume vorzustellen, in denen wir großzügig zusammenleben können und appelliert an einen neuen Raumvertrag. Aber welche Raumverträge bedarf eine Gesellschaft, die sich gezwungen sieht, Ausgangssperren zu verabschieden um den schnellen drohenden menschlichen Exodus zu verhindern?
Gehen wir davon aus, dass COVID 19 unser Alltagsleben nachhaltig verändern wird, brauchen wir alternative, parallele, demokratische Freiräume jenseits staatlicher Verwaltungsanordnungen. Corona ist keine Episode einer Science-Fiction Serie, sondern eine Realität die uns verdeutlicht, dass es Zeit wird, sich den virtuellen Raum einzurichten.
Angesichts dessen sieht das Institut für Experimentelle Architektur – ./studio3 der Universität Innsbruck mehr denn je, die Notwendigkeit Umgebungen zu entwerfen, die einen kontinuierlichen Austausch zeitgenössischer Ideen ermöglichen. Mit der Ausstellung DOWN BY LAW reagiert das ./studio3 auf die aktuelle Situation der verordneten Distanz und Isolation und stellt erstmalig ein Entwurfsstudio im virtuellen Raum aus.
Die Ausstellung DOWN BY LAW zeigt die Arbeiten von 133 Studierenden im ersten Studienjahr, die sich entlang des Bildes „Die Natur im Morgengrauen Abendandacht“ von Max Ernst mit surrealen Landschaften und fallenden Bildwelten beschäftigten.
Die Arbeiten verräumlichen die Ideen in Form architektonischer Installationen, räumlicher Skulpturen, Skizzen, Klangcollagen bis hin zu Mixed-Media-Projekten und werden in insgesamt 42 verschiedenen Räumen ausgestellt.
Diese Ausstellung kann ein Beispiel dafür sein, wie universitäre Arbeiten einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden können und Architektur und Kunst vielschichtig erlebbar wird. Die Virtual-Reality-Plattform Sansar bietet uns dafür eine Arena, in der jeder Besucher einen Avatar erstellen und die virtuelle Ausstellung mit anderen gemeinsam besuchen kann. Die Ausstellungsdauer ist nicht wie bei herkömmlichen Ausstellungen zeitlich begrenzt, sondern verbleibt auf unbestimmte Zeit im World Wide Web geöffnet.
./studio3: Uwe Brunner, Lino Lanzmaier, Suna Peterson, Helvijs Savickis, Raffael Schwärzler, Andreas Zißler