I can’t live in a living room

Der Ausruf „I can’t live in a living room“ ist zugleich Titel eines Punksongs von Red Zebra aus den 70er Jahren. Jene Generation war geprägt vom Kalten Krieg, massiver gesellschaftlicher Ungleichheiten, kontrolliert von mächtigen patriarchalen Strukturen, der Ölkrise und galoppierender Inflation. Diese Zeit brachte eine Reihe von (Gegen-)Bewegungen in allen Disziplinen hervor. Ihnen gemein sind das Streben nach alternativen Zusammenlebensformen, Autarkie und der Abkehr von systemischer Abhängigkeit.

“If a man does not keep pace with his companions, perhaps it is because he hears a different drummer”

Mit unter für die 68er maßgeblich beeinflussend wird dieser vielzitierte Absatz gern als Ruf nach Individualismus und zur Bildung von neuen Kollektiven verstanden. Nicht nur die Hippies oder die Punks der 70er waren Bewegungen, welche gegen sozialpolitische Missstände aufstanden und zur Proklamierung ihrer eigenen Ideale öffentlichen Raum einnahmen, unzählige weitere Beispiele wie die Occupy Bewegung, die Gelbwestenproteste, Pussy Riot, die Besetzung des Geziparks könnten an dieser Stelle genannt werden.

In Anbetracht von gegenwärtigen sozialen Dynamiken und aktuellen politischen Situationen spüren wir eine zyklische Wiederkehr von bereits bekannten Ungleichgewichten und Spannungsverhältnissen, welche uns aufschreien lassen und nach neuen zeitgenössischen Akteuren und Manifesten verlangen.

Im diesjährigen Masterentwerfen werdet ihr selbst zu Besetzern und manifestiert eure Ideen neuer Formen des Zusammenlebens.

Wir verwenden verschiedene Denkmodelle vergangener Bewegungen, wie z.B. die asketische Hütte im Wald von David Thoureau, als Startpunkt für die Konzeption eurer individuellen, eigenen Resilienzsystemik. Sie wird uns helfen, die uns zugetragenen Dichotomien zum Beispiel von Subjekt oder Objekt, von Natur/Kultur, oder von was ist Er oder Sie zu überwinden, und lässt uns so einen neuen Lebensstil als kollaborativen Ausdruck des Miteinanders verstehen!

Frei von reaktionärer Verpflichtung oder Konventionen wie Funktion, Programm oder Platzierung, beginnt das Beschreiben der Notation von Autarkie durch das Erfassen ihrer atmosphärischen Beschaffenheit, körperbezogen nahe.

Dieser entstehenden Sammlung werden wir physikalische Eigenschaften von Material gegenüberstellen und in gegenseitiger Verhandlung greifbar machen.

Dieses asketisch reine Atmosphärensetting manifestiert sich als potentiell performatives Objekt – ein erstes Destillat verschiedenster Einflüsse, physisch erschaffen mit handwerklicher Fertigkeit.

Ein nächster Schritt ist die Untersuchung dieses Objekts auf kollaborative Potentiale, auf Anpassungsfähigkeit bzw. ihrer Verpflichtung zur Transformation bei ihrer Verhandlung am Kontext. Wobei Kontext nicht nur Ort, sondern auch die kulturelle Bedeutung von Objekt oder Material, politische Verflochtenheit, Ökonomie, usw. sein soll.

Der Ausruf „I can’t live in a living room“ symbolisiert für uns einerseits die Abkehr von Konventionen und andererseits ein Spannungsfeld zwischen öffentlichem und privatem Raum, welches determinierte Denkmodelle und gesellschaftliche Stigmata vom „Wohnzimmer“ bis hin zum „Park“ zerbrechen lässt und Potentiale neuer anarchistischer Formen des Zusammenlebens befeuert.

Auf Euch warten Workshops, wir werden Besetzen, wir werden Handwerken, wir werden Diskutieren, wir werden Hinterfragen, wir werden Neues schaffen.

KICKOFF: DO 13.OKTOBER 11:00UHR am ./Studio3

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