HEY JO!

De:Sampling
De:Collaging
Re:Assembling

Im Rahmen der Bachelorarbeit befassen wir uns mit dem Ursulinen-Areal von Josef Lackner in Innsbruck.
Das Areal der Ursulinen wurde von 1971-1979 realisiert. Neben der Schule finden wir dort das ehemalige Internat, welches derzeit als Studentenheim genutzt wird und das Kloster. Die Baukörper sind am Areal lose verteilt und in einen grosszügigen Freiraum eingebunden.

Josef Lackner (1931 – 2000) gilt als einer der einflussreichsten Tiroler Architekten der Nachkriegszeit. Seine Projekte, die heute im internationalen Kontext mit wachsendem Interesse wahrgenommen werden, bestechen jenseits von Moden und Trends durch ihre konzeptionelle Stringenz und strukturelle Qualität. Sie sind Statements zum Thema Architektur, grundsätzliche Aussagen zur gestellten Bauaufgabe und Raum gewordene Haltungen. Lackner hat prototypische Bauten geschaffen, deren Figurationen oft als rigide Geometrien erscheinen, deren Innenräume aber durch ihre völlig entspannte und offene Atmosphäre überraschen. 1

Der Orden der Ursulinen legt Wert auf die Förderung von Bildung, Spiritualität und sozialem Engagement und ihr Dienst gilt in besonderer Weise oft jungen Menschen. In naher Zukunft soll dieses Areal geöffnet werden und in einer Zusammenarbeit mit dem Institut Österreichischer Orden soll im Sinne einer sozialen Nachhaltigkeit das Potential des Bestandes und des Areals für eine zukünftige Entwicklung ausgelotet werden.

In unserem Studio stellen wir uns also die Frage:
Wie könnte sich dieses Areal öffnen und Teil einer sozialen Landschaft werden?
Ein third space als gemeinschaftlicher Ort, im Sinne einer sozialen Nachhaltigkeit. Der Stadtsoziologe Ray Oldenburg sagt, dass eine Gesellschaft mit starken gemeinschaftlichen Bindungen erst durch das Bestehen von sozialen Räumen entstehen kann: Der Raum produziert die Gesellschaft. 2

Konkret werden wir uns ein Feld auf dem Areal suchen und dort ein Stück Kunstlandschaft generieren. Ein Biotop aus gemeinschaftlichen und nutzungs-offenen Aktivitäten mit Flora und Fauna, mit öffentlichem und tektonischem Raum.
Es soll auf Stadtebene eine soziale Landschaft entstehen, die gemeinsame Funktionen aufnimmt. Welche könnten diese sein? Ray Oldenburg schlägt folgende Nutzungen in seinem Buch The Great Good Place vor: Cafes, Coffee Shops, Bookstores, Bars, Hair Salons, and Other Hangouts at the Heart of a Community. 2
Abgehoben darüber entwerfen wir auf mehreren Ebenen privatere, intimere Räume zum Wohnen, Arbeiten und Leben.
Und was passiert am Dach?

Methodisch beschäftigen wir uns mit ausgewählten prototypischen Architekturen von Josef Lackner. Jede/r von euch analysiert und rekonstruiert 2d+3d ein ausgewähltes Projekt. Im Kollektiv erschaffen wir uns dadurch einen gemeinsamen Pool/Footage für die weiteren Prozesse der Assemblage, des Samplings und der Collage. Von der Stütze zum Fenster oder gar gesamte Baukörper und auch Farben und Materialien und die Lichtführung sind Bestandteile unseres Setzkastens. Wir bauen physische Modelle, analysieren, reduzieren, präzisieren. Digitalisieren diese Modelle und aktivieren mit Bildern und Renderings in einem Medienwechsel die KI (z.b. Mid-Journey). Lernen und gestalten, entscheiden und reflektieren.

Wir analysieren die Ergebnisse unserer Experimente auf ihr tektonisches, strukturelles, konstruktives Potential und auf formale und inhaltliche Potentiale und referenzieren diese immer wieder zu Lackners architektonischem Ausdruck und Denken. 3
Im nächsten Schritt verhandeln wir eure individuellen Entwürfe mit einem großen Ganzen. Jede/r entwickelt somit ein Stück Architektur, ein Cut-Out, welches im weiteren Prozess zu einer gemeinsamen „zusammenhängenden“ Architektur collagiert wird und letztendlich zu dem bestehenden Ensemble hinzugefügt wird.

Wir freuen uns auf einen anregenden Prozess, in dem wir gemeinsam von Josef Lackner lernen und ausloten werden, wie die Ideen der Ikonischen Architektur der Nachkriegsmoderne weiterentwickelt werden können.

Im Sommersemester werden wir anlässlich der Architekturtage gemeinsam eine Installation vor Ort am Ursulinen-Areal bauen.

1 https://aut.cc/veranstaltungen/josef-lackner-aktuell
2 Ray Goldenburg: The Great Good Place: Cafes, Coffee Shops, Bookstores, Bars, Hair Salons, and Other Hangouts at the Heart of a Community, Da Capo Press, 1999
3 see House of Plants, ./studio3

Einführung am Donnerstag 5.10.2023 um 10:00 am ./studio3 – wir treffen uns dann wöchentlich am MITTWOCH um 9:15 am ./studio3.



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